Andacht für Juni, Juli und August 2022

Andacht zu Psalm 139,5

„Von allen Seiten umgibst DU mich und hältst Deine Hand schützend über mir“

Was machen sie im Urlaub? Vielleicht antworten Sie :“ Einfach mal abschalten! In den letzten Monaten ist so viel auf mich eingestürmt…Darum: Erst einmal abschalten!“ Ich halte das für wichtig und gut. Mir geht es so, dass ich dann überhaupt erst wieder entdecke, was mich ständig umgibt: den Garten, die Freunde. All das ist immer da, aber es ist zugedeckt durch die Eindrücke und Anforderungen, die durch die Arbeit auf mich einstürzen.

Wenn ich den Satz aus dem Psalm 139 lese, dann wird mir klar: Dem, der das sagte, wird es so ähnlich gegangen sein. Der hat sich mal Zeit genommen, tief durchgeatmet und dann staunend gesagt: „Von allen Seiten umgibst DU mich und hältst Deine Hand schützend über mir.“

Ist das denn wahr?, werden Sie vielleicht fragen. Mehr als nur Schwärmerei? Ist denn in all dem, was mich umgibt, Gott? Ich meine: Nein, in dem, was mich umgibt, ist nicht Gott. Aber Gott ist so, wie das, was mich umgibt: Eben immer da. Ich merke nur seine Gegenwart nicht, seine schützende Liebe nehme ich nicht wahr. Gott ist unser aller „Lebenselixier“, sagt dieser Satz, ebenso wie die Luft, die wir atmen, eben selbstverständlich atmen. Wie sehr wir sie brauchen, das merken wir erst, wenn sie uns fehlt. Der Psalmbeter staunt. Er fühlt sich bei Gott aufgehoben, weil er erkennt: „Was ich auch tue – Gott ist da. Wo ich auch bin – Gott ist da!“ Ob ich auf dem heimischen Balkon eine Auszeit nehme oder auf große Reise gehe…

Und der Beweis dafür? Er hat keinen und ich kann auch keinen geben. Dem Beter sind damals die Augen aufgegangen für Gottes ständige, stille Gegenwart in seinem Leben.

Dass Ihnen und mir die offenen Augen geschenkt werden, wie sie der Psalmbeter hatte, das ist mein Urlaubswunsch für einen jeden für uns und für mich 😊.

Herzliche Grüße für Sie und Ihre Lieben Ihre Pastorin Evelin Franke

 

Andacht für April – Mai

Das Leben wahrnehmen

Maria von Magdalena kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.  (Johannes 20,18)

Liebe Gemeinde, ich bin sprachlos in diesen Tagen. Seit 14 Tagen haben wir Krieg in der Ukraine. Menschen erleben Schreckliches. Sie müssen sich verstecken vor den Angriffen der Raketen. Von einem Tag auf den anderen verlassen sie ihre gewohnte Umgebung, um sich und die Familie in Sicherheit zu bringen. Sie sind auf der Flucht und wissen nicht, wie es für sie in der Zukunft weiter gehen soll. Sie werden liebevoll aufgenommen in der Fremde, der Sprache nicht mächtig und tauchen in ein ganz neues Leben ein….Ich gehe ein wenig in der Sonne spazieren auf der Suche nach dem Frühling und bin überwältigt von der zunehmenden Kraft der Sonne, die die Erde erwärmt und viele Farben und Formen auf die noch grauen Wiesen zaubert. Ein Gedicht von Rilke fällt mir ein:

Vorfrühling
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,

greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.

Wie soll ich beides zusammenkriegen? Ein seltsamer Kontrast ist das. Wir feiern Ostern. Wir feiern das Leben. Jesus ist auferstanden und hat den Tod besiegt. Draußen erwacht das Leben neu. Doch wenn ich abends die Nachrichten sehe, dominieren Schreckensmeldungen das Bild. Wie soll ich das zusammenbringen, diese Bilder und unser Osterfest? Wo siegt denn da das Leben über den Tod? Doppeldeutig ist oft unsere Wirklichkeit. Nebeneinander erleben wir Ende und Anfang, nahbeieinander liegen Liebe und Hass, Zerstörung und Neubeginn. Wem wollen wir glauben im Wechselbad der Gefühle? Woher wollen wir unsere Kraft beziehen? Wenn ich in diesen Tagen nicht beten könnte, wüsste ich mit meinen zwiespältigen Gefühlen gar nicht wohin. Ich kann mich Gott anvertrauen in Zeiten der Ohnmacht und Hilflosigkeit und für mich begreifen, das Leben geht weiter, allen Widersprüchen zum Trotz. Es sucht sich einen anderen Weg in mir und mit mir. Auch wenn ich diesen jetzt noch nicht sehen kann…aber ich kann die Farben sehen.

Ostern feiern: das Fest der Hoffnung: Das Leben siegt über den Tod. Manchmal sind seine Bilder kraftvoll und stark. Manchmal sind sie werbend und zart. Kaum zu erkennen und doch da. Und manchmal feiern wir gegen den Augenschein. Den Bildern des Todes zum Trotz. Wir suchen die Hoffnung noch, suchen das Leben. Ich will es wagen, der Botschaft zu trauen: Jesus ist auferstanden. Der Morgen ist angebrochen, im Grab ist Licht.

Im Russischen heißt Sonntag Воскресе́ние (voskresesenie) und dass bedeutet Auferstehung.

Wir werden leben hier auf Erden und in Ewigkeit…

Ihre Pfarrerin Evelin Franke

Monatsspruch für März

„Jesus Christus spricht: Wachet!“ (Mk.13,37)

Was könnte mit dieser Aufforderung gemeint sein? Jesus bittet Menschen zu wachen, wach zu bleiben, um wie im Garten Gethsemane gemeinsam mit ihm zu beten. Und er ist traurig, als er sie schlafend findet. Wie oft habe ich am Bett der Kinder wachend verbracht, um sie zu trösten, wenn sie aus dem Fieberschlaf aufgeschreckt sind.

„Wachet“, das ist anstrengend, die eigenen Bedürfnisse stehen im Hintergrund. Meine ganze Aufmerksamkeit ist gefragt. Ich passe auf etwas auf. Auf ein Haus, auf einen Menschen, auf ein Tier… Jesus bittet seine Jünger und auch uns heute, die Liebe zu hüten, dieses hauchzarte Zelt, in dem Gott selbst wohnt. Auf diese Weise passen wir auf Gott selbst auf, überall dort, wo er gefährdet ist. Keiner kann immerzu wachen, schon gar nicht allein.

Wachablösung tut not, um sich ausruhen zu können. Es gibt auch Zeiten, da eigne ich mich nicht zum Wachen, weil ich erschöpft bin von Trauer, Sorge oder Angst. Dann wieder fühle ich mich stark und erfüllt von frischer Kraft. „Wachet“ Gott ist ein Angewiesener. Er braucht uns, um sein Haus und seine Menschen zu hüten, zu behüten. Gott setzt mich ein als Hüterin oder als Hüter. Nach meinen Kräften erfülle ich dieses Amt. Und wenn ich erschöpft bin, ruhe ich mich aus, und vertraue es anderen an. Ich halte Gott in der Welt und lass mich halten von seiner Liebe.

Segenswunsch
Ich wünsche dir, dass du wach bleibst, aufmerksam und konzentriert, wenn ein anderer dich braucht. Aufgeweckte Augen wünsche ich dir, scharfe Sinne und einen ausgeschlafenen Geist, damit du die Not deines Gegenübers erkennst.
Einen klugen Kopf wünsche ich dir, Fantasie und Pfiffigkeit, um das Leid eines anderen Menschen zu lindern. Und dass du nicht müde wirst, deinen Nächsten zu begleiten und ihn zu stärken auf schweren Wegen. Amen.

Mit herzlichen Grüßen für Sie und Ihre Lieben!
Ihre Pastorin Evelin Franke

Monatsspruch für Februar

„Ihr seid teuer erkauft worden, werdet also nicht der Menschen Knecht“ (1. Kor.7,23)

…sondern Menschen, durch die die Sonne scheint.

Ein kleiner Junge kam mit seiner Mutter an einer großen Kirche vorbei. Er schaute an der Kirche hoch und sagte: „Mutti, schau mal, die großen Fenster sind ja ganz schön schmutzig, die sehen aber gar nicht schön aus.“

Daraufhin ging die Mutter mit ihm in die Kirche. Hier waren die Fenster, die von außen ganz grau und schmutzig aussahen, plötzlich strahlend bunt und leuchteten in den hellsten Farben. Da staunte der Junge, und schaute sich die Fenster genau an. Über dem Altar war ein auffallend schönes Fenster zu sehen – mit vielen Heiligenfiguren. Und durch eine Figur strahlte gerade die Sonne hindurch, sodass sie besonders hell war.

„Mama, wer ist das?“, wollte der kleine Junge wissen. Die Mutter antwortete: „Das ist ein Heiliger, der heilige Franziskus.“ Der Junge merkte sich das gut.

Ein paar Tage später fragte die Religionslehrerin in der Schule ihre Schüler: „Wer von euch kann mir sagen, was ein Heiliger ist?“

Da war großes Schweigen in der Klasse. Nur der kleine Junge meldete sich und sagte: „Ein Heiliger ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint!“

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen

Ich wünsche Ihnen und den Menschen, die ihrem Herzen nahe sind eine gesegnete Zeit.

Ihre Pfarrerin Evelin Franke

Zum Neuen Jahr 2020

Kennen sie schon das 6 –Minuten-Tagebuch? Ich habe kürzlich darüber gelesen. Mich hat es neugierig gemacht und ich habe es mir im Internet etwas genauer angeschaut. Jedem Tag ist eine Seite gewidmet. Gedacht ist das Buch so, dass man sich morgens und abends jeweils drei Minuten Zeit nimmt. Der Tag beginnt damit, dass ich schon morgens nach dem Aufstehen drei Dinge aufschreibe, für die ich dankbar bin. Es folgt die Frage, wie der noch vor mir liegende Tag zu einem wundervollen Tag wird. Am Abend kann ich dann aufschreiben, was ich einem Menschen Gutes getan habe, welche tollen Dinge ich erlebt habe, und schließlich schreibe ich auf, was ich am folgenden Tag verbessern will. An dieser Stelle ist also die Möglichkeit, die negativen Dinge so in den Blick zunehmen, dass ich gleich überlege, was ich ändern will. Den Kopf hängen lassen und sagen, dass alles blöd ist, wird ausgeschlossen. Ganz bewusst wird der Blick auf die positiven Ereignisse gelenkt, die im Alltag so schnell unterzugehen drohen. Nur eines fehlt: das Gegenüber für den Dank und damit das Bewusstsein. Dass ich mein Leben mit Höhen und Tiefen aus Gottes Hand nehme. Das Schreiben dieses Buches kann sicher helfen, in der Hektik des Alltags nicht unterzugehen, sondern bewusst innezuhalten und mein Leben zu betrachten. Doch mir hilft schon lange ein anderes Ritual: Vor dem Zubettgehen danke ich Gott und sage ihm, was für mich den vergangenen Tag so wertvollgemacht hat. Ich bitte ihn, sich Menschen anzunehmen, denen es gerade nicht so gut geht. Mir hilft die Vergewisserung, dass da jemand ist, dem ich meinem Dank und meine Sorgen bringen kann. Ich bin dankbar, dass Gott für mich da ist. Ein wichtiger Grund, mit Zuversicht und Hoffnung zu leben, obwohl ich die Entwicklung unserer Gesellschaft mit Sorge betrachte.

Die Jahreslosung für das Jahr 2020 spricht genau das für mich aus:

Ich glaube, hilf meinem Unglauben. (Markus 9,24)

Bleiben sie behütet auch im kommenden Jahr!

Ihre Pfarrerin Evelin Franke

Monatsspruch für Dezember

Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. (Jesaja 50,10)

Dunkelheit kann uns Angst machen. Wenn es in unserem Leben dunkle Zeiten gibt, haben wir auch Angst. In diesen Zeiten brauchen wir Hilfe: Von unserer Familie, unseren Freunden, von Menschen, die uns nahestehen. Doch Hilfe können wir nur annehmen, wenn wir Vertrauen haben. So können wir auch Gottes Hilfe nur annehmen, wenn wir ihm vertrauen.

Es ist Dezember. Lange dunkle Nächte und nur kurze freundliche Helle. Es ist Advent und wir warten auf die Geburt Christi. Wir beleuchten unsere Häuser mit Kerzenlicht und jeden Sonntag zünden wir eine Kerze mehr auf dem Adventskranz an. Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. Ist dieser Monatsspruch auch eine Adventsbotschaft? Eine Adventsbotschaft, die uns aus dem Alten Testament erreicht, aus dem Buch des Propheten Jesaja?

Jesaja gibt unserer Seele guten Rat; es möge etwas geschehen im Innern von uns Menschen: Unsere Hinwendung zu Gott gerade in schweren Zeiten. „Ein Licht, das zu Weihnachten zu uns kommt!“ Gott will in Jesus zu uns kommen. Egal, wer wir sind, wie es uns geht, wie es um uns steht. NUR: Unser Herz müssen wir selbst öffnen. Darum fürchte dich nicht und du wirst das Licht sehen. Friede den Menschen auf Erden.

An Weihnachten bekommt unsere Sehnsucht nach Erfüllung von Wünschen und Vorstellungen Hand und Fuß und ein lachendes Gesicht. Christ der Retter ist da! Lasst uns diese Liedzeile aus frohem Herzensingen, wenn die Dunkelheiten über uns hereinbrechen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eingesegnetes Weihnachtsfest mit viel Licht in unseren Häusern und unseren Herzen.

Ihre Pfarrerin Evelin Franke

Monatsspruch für November

Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31, 16)

Das vergehende Jahr erinnert an die vergehende Zeit. Dunkle Herbsttage, sterbende Natur. So manche Menschen stehen an diesen Tagen an Gräbern. Sie hängen ihren Erinnerungen nach. Wünschen sich vergangenes Glück zurück. Möchten noch einmal beginnen, Fehler vermeiden, wieder gut machen, was verfehlt wurde.

Wäre das ein Ziel: Zeit zu haben? Ohne die Grenze des Todes Zeit zu haben? Alles im Leben zu einem guten Ende bringen können. Es schmerzt, wenn Menschen – manchmal erst im Alter – sehen müssen, wie ihr Lebensplan, die Leistung ihres Lebens von anderen weggeschoben wird. Könnten Menschen anders – besser – alt werden, wenn sie sehen: Meine Mühe hat sich gelohnt? Wer möchte nicht von seinen Erfahrungen weitergeben? Vielleicht sogar von seinen Fehlern, damit andere davor bewahrt bleiben? Könnte nicht ein Mensch dem anderen die Zeit seines Lebens leichter machen – das Leben, das Altwerden und womöglich sogar das Sterben, wenn mit seinem Wollen und Schaffen freundlicher, liebevoller umgegangen würde?

Aber ist das überhaupt ein Ziel – Zeit haben, viel Zeit haben? Manche Menschen leiden darunter, dass sie zu viel Zeit haben. Andere klagen: Ich habe zu wenig Zeit. Was wäre, wenn wir Menschen unbegrenzt Zeit hätten? Das Haus erfordert doch wieder neu meine Arbeit. Der Garten wächst anders, als ich ihn angelegt habe. Die Kinder werden zu eigenen Menschen, die nicht bloß durch meinen Einfluss geprägt sind. Ich bleibe zurück hinter meinen Zielen. Ich bekomme ein Stück Welt unfertig übergeben, arbeite daran, so gut ich kann, und muss doch etwas Unfertiges aus der Hand legen. Es scheint zum Verzweifeln. Muss das so sein?

Es gibt ein altes deutsches Wort, das Zeit und Ewigkeit zusammenschließt: „Einst“. Mit ihm fangen sowohl Sätze der Vergangenheit an wie der Zukunft an: „Einst lebte ein mächtiger König“. Und ebenso kann es heißen: „Einst wird Frieden auf Erden sein.“ Einst – das verbindet meine Ziele, meine Zeit mit vergangenem und zukünftigen Zeiten und Zielen. Wenn ich meine Kraft einsetze, soll ich mich nicht sorgen, ob auch ja das Richtige daraus wird. Einst – da lerne ich aus dem Vergangenen, da leide ich an der Unvollkommenheit, da gebe ich Hoffnungen und Träume weiter an die Kommenden.

Einst – das verbindet Zeit und Ewigkeit.

Ihre Pastorin Evelin Franke

Monatsspruch für Oktober

Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben! (Tobit 4,8)

Diese Worte sind aus einem Buch, das den wenigsten von uns bekannt ist, dem Buch Tobit aus den Apokryphen des Alten Testamentes. Der Vater Tobit gibt Tobias seinem Sohn ein Vermächtnis mit auf seinen Weg ins Leben, nämlich dieses: er möge immer ein Gebender sein. Von Almosen ist hier die Rede. Vielleicht ist  mit dem Begriff Almosen gar nicht Geld gemeint. Gibt es nicht vieles anderes, was wir verschenken können? Und gibt es nicht viele Arten reich zu sein?

Reich an Zeit oder Kraft, Fantasie und Lebensfreude. Wohlhabend an Mut, Sinn oder Lebendigkeit. Manche sind gesegnet mit einem Talent. Einer kann zuhören, dass man sich selbst verstehen lernt. Eine spielt ihr Instrument so wunderbar, dass anderen das Herz aufgeht. Manche Menschen finden heilsame Worte, andere packen zu, wo sie gebraucht werden. – Dieses Wort soll Tobias Freigiebigkeit lehren. Sei freigiebig mit dem, was du hast. Und hab keine Angst davor, zu kurz zu kommen. In diesen Worten steckt ein ganz tiefes Vertrauen in das von Gott geschenkte Leben.

Wie heißt es so schön im Gleichnis vom reichen Kornbauern:“ Niemand lebt davon, dass er sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“ Oder einmal profaner gesagt: “Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Mich lädt der Monatsspruch dazu ein, darüber nachzudenken, welche Lebensweisheiten ich meinen Kindern mit auf den Weg gebe. Und welche ich von meinen Eltern überliefert und vorgelebt bekommen habe. „…die Freude, die wir geben kehrt ins eigne Herz zurück.“

Ein wichtiges Wort für meinen Dienst ist dieser Spruch meiner Großmutter geworden. Ich denke, ein jeder von uns hat eine Menge zu geben, wenn wir uns als Beschenkte verstehen.

Herzlich grüße ich Sie und Ihre Familien

Ihre Pastorin Evelin Franke

Monatsspruch September 2019

Liebe Gemeindeglieder!

Der Sommer geht langsam zu Ende und schon langsam hält der Herbst Einzug. Die Zeit der Ernte erleben wir im Garten oder beobachten, wie die Felder Stück für Stück abgeerntet werden. Die Pflaumen reifen und die Äpfel…

Das Erntedankfest steht vor der Tür. Es ist eine schöne Tradition, zu feiern, dass wir ernten konnten. Es macht schon Sinn mitten im Jahr innezuhalten und sich über die Ernte zu freuen. Nun könnte das ja jeder zu Hause machen und auf seinem Sofa in der Stube sitzend, sagen: So, ich ziehe mal Bilanz. Die Ernte dieses Jahr war eigentlich ganz gut. Und dann könnte man, auf seinem Sofa in der Stube sitzend, sich ein Glas einschenken und sich zu prosten und sagen…

Nein, so geht das nicht. Ernten, Erntefest feiern, ist eine Gemeinschaftssache. Und darum ist auch das Erntedankfest ein Gemeinschaftsfest. Ich beobachte, dass wir das mehr und mehr aus dem Blick und vergessen, dass wir als Einzelkämpfer nicht lebens-und überlebensfähig sind. Nur in der Gemeinschaft geht es. Es findet eine große Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft statt. Vereine spüren das. Die Feuerwehr. Die Parteien. Auch die Kirchen. Viele machen ihr eigenes Ding und denken, sie seien eine Insel. Aber das ist nicht wahr. Mein Leben funktioniert nur im Zusammenspiel mit anderen. Nun muss man ja nicht ständig mit anderen zusammenglucken. Aber man darf es auch nicht vergessen. Mein Leben funktioniert nur im Zusammenspiel mit anderen. Auch eine Kirchengemeinde funktioniert nur im Zusammenspiel.

Im Oktober finden die Wahlen der Gemeindekirchenräte statt. In diesem Gremium überlegen Menschen miteinander, wie es mit der Kirche vor Ort weitergehen kann und soll. Sie ziehen Bilanz und stecken neue Ziele. Doch allein können sie kaum etwas bewirken… Das Leben der Kirchengemeinde ist Gemeinschaftssache. Vergessen wir das nicht. Ich wünsche uns allen eine gute kommende Zeit. Lassen Sie uns zusammenhalten in den Gedanken, in den Herzen und mit den Händen.

Ihre Pfarrerin Evelin Franke

Monatsspruch August 2019

HERR, wie sind deine Werke so groß und viel, und die Erde ist voll deiner Güter (Psalm 104,24)

Die Welt ist ein wunderbarer Garten des Lebens. Wenn ich durch diesen Garten des Lebens gehe, erlebe ich ihn unterschiedlich. Mal voller Staunen und Jubel. Geht Ihnen beim Duft einer Rose oder beim satten Grün der Bäume nicht auch das Herz auf? Andererseits scheint mir beim Blick in die Natur auch manches voller Seufzen und Klagen. Wie viele Bäume sind seit dem vergangenen Sommer vertrocknet? Welche Unwetter brechen über uns herein? Was tun wir Menschen der Schöpfung an, weil wir von allem nicht genug bekommen können? Pflanzen und Tiere verlieren ihr Leben, weil wir ihnen den Lebensraum nehmen. Wir ahnen, welche dramatischen Konsequenzen das für uns alle hat. Wir reden ja täglich darüber. So gehört zum Schöpfungslob auch das Lied der Klage.

Wie gut, dass Gott der Schöpfer nicht nur den Lobgesang hört. Er hat auch das Seufzen im Ohr. Der Apostel Paulus schreibt deshalb von der Hoffnung für die Schöpfung: „Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“ Als Christen bekennen wir Christus als den Anfang einer neuen Welt. Am Ende der Zeit erwartet uns diese neue Welt ohne Leid und Geschrei. So hören wir gut hin auf das Seufzen der Geschöpfe um uns und in uns selbst: es soll nicht nur ein Klagelied sein, sondern auch ein Hoffnungslied. Es ist das Lied der Sehnsucht nach dem, was uns verheißen ist: einen neuen Himmel und eine neuen Erde, in der Gerechtigkeit wohnt. Mit wunderbaren Bildern beschreibt der Prophet Jesaja diese Neue: „Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und ein Kind wird ohne Schaden seine Hand ins Schlupfloch der Kreuzotter stecken.“ Also eine ganz neue Schöpfung.

Mit solcher Hoffnung im Herzen kann ich ganz anders durch den Garten des Lebens gehen. Denn Hoffnung weckt neue Kräfte, neue Ideen, eröffnet neue Wege. Nicht weil ich ums Überleben kämpfe setze ich mich für die Umwelt ein, sondern weil Gott das Bild der neuen Welt in unser Herz gelegt hat. Und jeder meiner kleinen Schritte ist KEIN Tropfen auf den heißen Stein, sondern ist ein Tropfen im großen Strom des Lebens, von dem am Ende der Bibel die Rede ist. Mein eigenes unvollkommenes Handeln ist hinein genommen in das große Heilshandeln Gottes. Ich muss nicht die Welt retten – das ist Gottes Sache – meine Aufgabe ist das Tun des Gerechten. Als Kinder Gottes dürfen wir uns für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Im Blick auf all unsere Unzulänglichkeit dürfen wir darauf vertrauen: der Schöpfer der Welt, ist auch der Neuschöpfer. HERR, wie sind deine Werke so groß und viel, und die Erde ist voll deiner Güter – das war am Anfang so und so wird es auch am Ende der Zeit sein. In unseren Jahren dazwischen gilt es diesen Garten des Lebens zu behüten und zu bewahren. Dazu helfe uns Gott.

Dies wünscht Ihnen Ihr Pfr.i.R. Johannes Schmidt