Andacht
Sterben ist Heimkehren zu Gott
Auf einem Grabstein fand ich die Inschrift: Woher ich komme – von Gott; wohin ich gehe- zu Gott“.
Wir fragen immer wieder nach dem Sinn des Lebens. Auf diese Frage werden uns manche Antworten von außen gegeben. Die eigentliche und wichtigste Antwort kommt aber aus unserem Inneren. Sinn für unser Leben finden wir in einer erfüllenden Tätigkeit oder Aufgabe. Auch andere Menschen können durch ihre Zuwendung unserem Leben Sinn und Zweck geben. Wichtig ist für mich, dass Gott dieses, mein Leben gewollt hat. Dass er es liebt und das alles, was geschieht, bei ihm sinnvoll ist. Das gibt meinem Leben Sinn. Seine Liebe begleitet uns vom ersten bis zum letzten Atemzug. „Siehe, ich bin bei euch alle Tage…“ Sein Wunsch an uns lautet:“Hab Vertrauen in meine Liebe, sie gilt dir!“ Ein Kinderlied kommt mir in den Sinn: Vom Anfang bis zum Ende, hält Gott seine Hände, über mir und über dir. Ja er hat es versprochen, hat nie sein Wort gebrochen, glaube mir, ich bin bei dir. Immer und überall, immer bin ich da.
So ist für mich Sterben ein Heimkehren zu Gott.
Eintauchen in das ewige Leben, das Gottes Liebe schenkt. Das ist unser christlicher Glaube: dass Anfang, Mitte und Ende menschlichen Lebens in Gottes Händen liegen. Und, dass das Ende des irdischen Lebens Übergang ins ewige Leben ist.
Diesen Übergang zu gestalten, den Verstorbenen in Gottes Hände zu legen, ist eine wichtige Aufgabe der christlichen Gemeinde. Nicht nur für ihre Mitglieder, sondern für jede und jeden Verstorbenen. Niemand sollte diesen Weg alleine gehen. Die Bestattungskultur hat in den letzten Jahren – so mein Eindruck – gelitten. Wird mancherorts nur noch von Bestattungsunternehmen hochgehalten. Weil Angehörige fehlen. Weil die Zahl derer steigt, die keiner Gemeinde mehr angehören. Weil Verstorbene ihren Angehörigen „nicht zur Last fallen“ wollen. Und – davon bin ich überzeugt – weil Hoffnung fehlt. Hoffnung auf ein Weiter. Auferstehungshoffnung. Der schöne alte Ausdruck „Gottesacker“ für den Friedhof brachte diese Hoffnung zum Ausdruck. Der oder die Verstorbene wird in Gottes Acker gelegt, um zu neuem Leben aufzublühen.
Christliche Bestattungsriten verleihen dieser Hoffnung Gestalt – in Gebet und Gesang, in Begleitung und im Segen. Damit die Hoffnung lebendig bleibt für die, die trauern. Der letzte Weg des Verstorbenen ist auch ein wichtiger Weg für die Zurückbleibenden. Damit sie ihren Weg ins Leben finden und weitergehen können.
Mit herzlichen Segenswünschen für Sie und Ihre Familien
Ihre Pfarrerin Evelin Franke