„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ 2. Korinther 9,7b
Nichts liebt Ferdinand so sehr wie Erdbeeren! Er liebt die kleinen roten Früchte in jeglicher Form: einfach so frisch gepflückt, auf dem Kuchen, im Jogurt oder als Marmelade – ganz egal – für Ferdinand sind sie durch nichts zu toppen. Und weil seine Mutter das weiß, und ihrem sechsjährigen Sohn eine Freudemachen will, hat sie im Frühjahr kleine Erdbeerpflanzen in Töpfen gekauft, damit sie noch in diesem Sommer welche ernten können. Gemeinsam haben sie die Pflanzen in den Garten gesetzt und nun wartet Ferdinand. „ So schnell geht das nicht“ sagt seine Mutter. „Sie müssen doch erst wachsen und reif werden. Du musst Geduld haben.“
Ferdinand versucht geduldig zu sein, aber nach drei Tagen ist es mit der Geduld vorbei. Er beschließt, den Erdbeerpflänzchen beim Wachsen zu helfen. So mickerig wie die aussehen, kann es ja ewig dauern. Vielleicht kann man sie ja ein bisschen in die Länge ziehen, denkt er sich. Er nimmt eine der kleinen Pflanzen in die Hand und zieht ganz vorsichtig. Erst hat Ferdinand tatsächlich das Gefühl, dass sie ein wenig länger wird. Doch dann hat er die kleine Pflanze plötzlich ganz in der Hand, mitsamt ihren Wurzeln. Ferdinand ist erschrocken.
Er startet einen neuen Versuch. Nach der vierten ausgerissenen Erdbeerpflanze muss er heulen. Als seine Mutter ihren Jungen im Garten auf der Erde findet, weint er immer noch. Zwischen seinen Schluchzenn erzählt er ihr von seinem Plan, den Erdbeeren beim Wachsen zu helfen. Seine Mutter kann ihr Lachen kaum verbergen. „ An sich ist deine Idee, den Pflanzen beim Wachsen zu helfen zu wollen, nicht schlecht“, meint sie. “Aber das müssen wir anders machen. Wir müssen sie in die Erde setzen, wo sie viel Sonne haben, sie morgens und abends gießen“. „Und dann wachsen sie von alleine?“ will Ferdinand wissen. „ Ich glaube, Gott lässt alles wachsen. Er hat alles auf der Erde gemacht, auch deine geliebten Erdbeerpflanzen“.
Die nächsten Wochen werden nicht einfach für Ferdinand. Seine Mutter hat neue Pflanzen gekauft und gepflanzt. Miteinander haben sie sich gekümmert. Im Juni wird seine Geduld endlich belohnt. Die grünen kleinen Früchte färben sich rot. Glücklich steckt er sich die erste Erdbeere des Jahres in den Mund. Was für ein Genuss!
In den nächsten Wochen kann Ferdinand immer wieder Erdbeeren genießen. Wenn auch die Ernte im Ganzen nicht besonders üppig ist, reicht es doch für einen Kuchen und für ein paar Gläser Erdbeermarmelade.
Eigentlich müsste man sich mal bei Gott bedanken, denkt Ferdinand glücklich. Aber wie macht man das? Seine Mutter hat eine Idee. Am Erntedanktag bringen die Leute Früchte, Gemüse und Blumen aus ihrem Garten in die Kirche, weil sie sich für alles bedanken wollen, was Gott hat wachsen lassen. Und dann werden die Gaben an Menschen weiter verschenkt, denen es nicht so gut geht und die solche Dinge selbst nicht haben.
Etwas unschlüssig betrachtet Ferdinand die Gläser mit der Erdbeermarmelade. Doch dann steht sein Entschluss fest. Am Tag vor dem Erntedankfest geht seine Mutter mit ihm in die Kirche. In Hand hält Ferdinand ein Marmeladenglas. Vor dem Altar liegen schon Kürbisse, Äpfel, Kartoffeln, Birnen, zwei Brote und noch viel mehr.
Ein Schild mit einem Spruch steht an den Altar gelehnt. Was da steht, will Ferdinand wissen, der noch nicht lesen kann. Seine Mutter liest vor:“ Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ Mich dann auch, denkt Ferdinand und stellt gut gelaunt seine Erdbeermarmelade mitten auf einen großen, dicken Kürbis. Seine Mutter betet mit ihm: “Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt, o Gott von dir: Dank sei dir dafür. Amen“
Bleiben Sie gesegnet! Ihre Pastorin Evelin Franke