HERR, wie sind deine Werke so groß und viel, und die Erde ist voll deiner Güter (Psalm 104,24)
Die Welt ist ein wunderbarer Garten des Lebens. Wenn ich durch diesen Garten des Lebens gehe, erlebe ich ihn unterschiedlich. Mal voller Staunen und Jubel. Geht Ihnen beim Duft einer Rose oder beim satten Grün der Bäume nicht auch das Herz auf? Andererseits scheint mir beim Blick in die Natur auch manches voller Seufzen und Klagen. Wie viele Bäume sind seit dem vergangenen Sommer vertrocknet? Welche Unwetter brechen über uns herein? Was tun wir Menschen der Schöpfung an, weil wir von allem nicht genug bekommen können? Pflanzen und Tiere verlieren ihr Leben, weil wir ihnen den Lebensraum nehmen. Wir ahnen, welche dramatischen Konsequenzen das für uns alle hat. Wir reden ja täglich darüber. So gehört zum Schöpfungslob auch das Lied der Klage.
Wie gut, dass Gott der Schöpfer nicht nur den Lobgesang hört. Er hat auch das Seufzen im Ohr. Der Apostel Paulus schreibt deshalb von der Hoffnung für die Schöpfung: „Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“ Als Christen bekennen wir Christus als den Anfang einer neuen Welt. Am Ende der Zeit erwartet uns diese neue Welt ohne Leid und Geschrei. So hören wir gut hin auf das Seufzen der Geschöpfe um uns und in uns selbst: es soll nicht nur ein Klagelied sein, sondern auch ein Hoffnungslied. Es ist das Lied der Sehnsucht nach dem, was uns verheißen ist: einen neuen Himmel und eine neuen Erde, in der Gerechtigkeit wohnt. Mit wunderbaren Bildern beschreibt der Prophet Jesaja diese Neue: „Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und ein Kind wird ohne Schaden seine Hand ins Schlupfloch der Kreuzotter stecken.“ Also eine ganz neue Schöpfung.
Mit solcher Hoffnung im Herzen kann ich ganz anders durch den Garten des Lebens gehen. Denn Hoffnung weckt neue Kräfte, neue Ideen, eröffnet neue Wege. Nicht weil ich ums Überleben kämpfe setze ich mich für die Umwelt ein, sondern weil Gott das Bild der neuen Welt in unser Herz gelegt hat. Und jeder meiner kleinen Schritte ist KEIN Tropfen auf den heißen Stein, sondern ist ein Tropfen im großen Strom des Lebens, von dem am Ende der Bibel die Rede ist. Mein eigenes unvollkommenes Handeln ist hinein genommen in das große Heilshandeln Gottes. Ich muss nicht die Welt retten – das ist Gottes Sache – meine Aufgabe ist das Tun des Gerechten. Als Kinder Gottes dürfen wir uns für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Im Blick auf all unsere Unzulänglichkeit dürfen wir darauf vertrauen: der Schöpfer der Welt, ist auch der Neuschöpfer. HERR, wie sind deine Werke so groß und viel, und die Erde ist voll deiner Güter – das war am Anfang so und so wird es auch am Ende der Zeit sein. In unseren Jahren dazwischen gilt es diesen Garten des Lebens zu behüten und zu bewahren. Dazu helfe uns Gott.
Dies wünscht Ihnen Ihr Pfr.i.R. Johannes Schmidt