Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. (Römer 8,18)
In Zeiten des Leidens und der Verzweiflung ist es oft sehr schwer daran zu glauben, dass es einmal anders werden könnte. Ob mir dann solche Worte helfen? Einmal wird das Leben in die Waagschale legen, dann wird alles, was hier schwer gewogen hat, an Bedeutung verlieren.
Am Buttstädter Marktbrunnen wird diese Hoffnung ganz bildlich dargestellt. Wie können Michael den Erzengel sehen, mit einer Waage in der Hand und er wiegt unsere Seele (der Mensch, der auf der einen Schale sitzt). Der Teufel versucht von hinten einen Mühlstein auf die andere Waagschale zu legen, doch die Waage wird dadurch nicht beeinflusst. Es gibt kein Gewicht dieser Welt, was uns aus der Fürsorge und Bewahrung reißen könnte, selbst ein Mühlstein ist zu leicht. Manchmal kann ich es auch schon jetzt erleben, als habe Gott dieses große Versprechen unter uns schon in kleinen Augenblicken sichtbar werden lassen. Wenn der Streit endlich vorbei ist, wenn Menschen sich wieder in die Augen sehen können und einen neuen Anfang wagen. Wenn Not gelindert wird, durch unser Zutun.
Wenn wir gemeinsam singen: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem Neuen Tag. Es gibt Momente, in denen das, was schwer auf einem lastet, leichter wird. Eine Zentnerschwere Last beginnt sich aufzulösen. Sie wird manchmal vorsichtig, manchmal rasant vom Leben überholt. Und endlich öffnet die Welt sich neu, als läge sie vor mir wie ein neuer Morgen.
Ich wünsche dir, dass du auch dass annehmen kannst, was schwer war in deinem Leben. Das Schwere annehmen heißt, die Trauer darum loszulassen, wenn es an der Zeit ist. Den Raben fortzuscheuchen, der es sich auf deiner Schulter bequem machen will. Irgendwann brauchst du ihn nicht mehr. Dann ist das, was war, den weiten Weg von außen nach innen gegangen. Jetzt wohnt es in dir, wo es bleiben wird, aufgehoben in deiner Schatztruhe. Du kannst dich daran freuen und davon zehren und davon zehren auf den Wegen, die vor dir liegen. (Tina Willms)
Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen für eine gesegnete Zeit!
Ihr Pfarrerin Evelin Franke